So, jetzt hab ich Durst ...
Martin Droschke
Auf Dachböden schlummern bekanntlich ungeahnte Schätze. In diesem Fall fanden wir bei der Sanierung eines Häuschens in Artelshofen, einem Dorf im Nürnberger Land, ein unscheinbares Kistchen. Sein Inhalt: Nicht viel – ein paar Fotos, Notizen, Klimbims. Hinterlassenschaften eines Herrn namens František Hájíček. Aber genug, um die Spur eines vergessenen Ingenieurs und seines einzigartigen, 300 Kilometer langen Wunders der Technik aufzunehmen, das 1929 für ein paar Monate Köstliches zwischen Nürnberg und Prag hin und her transportierte. Wir, das sind Ulrike Goetz, Oliver Hess, Katharina Winter, Theobald Fuchs und ich.
Mit den Mitteln der Phantasie wollen wir eine der großartigaten Ingeneursleistungen der 1920er Jahre rekonstruieren! Innerhalb geeigneter Kulturformate wie Literaturtagen, Kunstfestivals, etc. rufen wir ausgewählte Zielgruppen dazu auf, nach Spuren zu suchen und die Funde in Literatur, bildende Kunst, Filme, Ausstellungen etc. zu übersetzen.
Gemeinsam mit Oliver Heß betreibe ich das brotlose Kunstlabel Verwertungsgesellschaft. Details finden Sie über diesen Link.
Die Verwertungsgesellschaft hat sich die Aufgabe gestellt, spieltherapeutisch an Kulturbürger und kulturferne Schichten heranzutreten, um ihr persönliches Verhältnis zum Fetisch Literatur und Kunst neu anzuordnen.
Die Verwertungsgesellschaft verhält sich dabei gegenüber der Frage nicht neutral, was einen literarischen Text und ein künstlerisches Oevre wertvoll macht (und für wen). Freilich besteht sie darauf, sich bei ihren eigenen Bewertungen widersprechen zu müssen.
Die Verwertungsgesellschaft bevorzugt dabei den Weg, lieb gewonnene und selbstverständliche Werteinschätzungen zu dekonstruieren, um aus Trümmern neue Denkgebäude entstehen zu lassen.
Dieses unser Handeln wird von der Mehrheit des Publikums meist anders als gewollt verstanden. Unsere Missionen scheitern im Stil eines Don Quijote, denn auch die Verwertungsgesellschaft sucht sich nur solche Gegner, die eigentlich gar keine sind.
Unser Hauptwerk ist die Herausgabe der Buchstabennudeledition der Weltliteratur, die ständig erweitert wird. Sie reduziert den Kanon dessen, was man gelesen haben muss, auf das Wesentliche, das Statussymbol.
2015
"Freundschaft ist eine nahrhafte Suppe": Zwei Buchstabennudel-Sortieraktionen im Rahmen der Europäischen Kulturhaupstadt Pilsen.
2016
"Vorzüge des Analphabetismus". Ausstellung in der Bunsen Goetz Galerie Nürnberg.
2017
"Ein Teil von Albrecht Dürer ist leider schnell verschwunden". Buchstabennudel-Sortieraktion, RathausART Nürnberg.
2018
"Es wird To(r)te geben. Buchstaben können Leben retten". Ausstellung im Museum für Kommunikation, Nürnberg.
2021
"KünstlerNotgeld zum ARTerhalt". Online-Aktion zur Unterstützung der Corona-gebeutelten Kulturlandschaft: Aufruf an alle Künstler, sich ihr eigenes Geld zu gestalten und zu drucken. Die Verwertungsgesellschaft bemüht sich via www.kunstlernotgeld.de um einen Umtausch in echte Euros. Analoge Wechselstube 8. bis 22. März im InfoZentrum des KunstKulturQuartiers der Stadt Nürnberg.
Neue Presse Coburg 13. März 2024
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